Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Fachpresse oder ein CERT über eine neue Schwachstelle im Linux-Kern oder einem der anderen für Linux verfügbaren Pakete berichtet. Diese Schwachstellen werden meist unter einer sogenannten CVE-Nummer geführt, welche die jeweilige Schwachstelle eindeutig referenziert.
In diesem Artikel beschreibe ich, wie ihr mit Hilfe der CVE-Nummer herausfinden könnt, ob euer System betroffen ist und wie ihr die aktualisierte Paketversion identifiziert, welche gegen die beschriebene Schwachstelle abgesichert ist. Der Text ist in Abschnitte gegliedert, welche die entsprechende Vorgehensweise für die Distributionen Debian (Link zum Abschnitt), RHEL (Link zum Abschnitt) und Ubuntu (Link zum Abschnitt) beschreiben.
Debian Security Bug Tracker
Unter der URL https://security-tracker.debian.org/tracker/ befindet sich der Security Bug Tracker des Debian-Projekts. Am Ende der Bug-Tracking-Seite gibt es ein Suchfeld, über welches man nach einer CVE-Nummer suchen kann.

Der folgende Screenshot zeigt das Suchergebnis für CVE-2021-33909.

In der unter der Überschrift „Vulnerable and fixed Packages“ dargestellten Tabelle werden die verwundbaren und abgesicherten Paketversionen für die aktuell unterstützten Debian-Releases aufgeführt. So ist in diesem Fall das Paket für den Linux-Kern in Version 4.19.194-1 verwundbar, während mit der aktualisierten Version 4.19.194-3 eine abgesicherte Version bereitsteht.
Um nun zu sehen, welche Version auf dem eigenen System läuft, kann man z.B. das folgende Kommando verwenden, welches die Version des laufenden Kernels ausgibt:
tronde@host:~$ uname -v
#1 SMP Debian 4.19.194-2 (2021-06-21)
Da es sich bei der laufenden Version nicht um die abgesicherte Version handelt, ist davon auszugehen, dass das System verwundbar ist. Ein Update ist hier also angeraten.
Der folgende Code-Block zeigt, dass ein entsprechendes Update auch bereits angeboten wird (Ausgabe gekürzt):
tronde@host:~$ apt list --upgradable
Auflistung... Fertig
[...]
linux-image-4.19.0-17-amd64/stable 4.19.194-3 amd64 [aktualisierbar von: 4.19.194-2]
[...]
Für ein Nicht-Kernel-Paket sieht der Ablauf ein wenig anders aus. Nehmen wir dazu beispielhaft eine Schwachstelle im Paket systemd
. Dazu suchen wir im Security Bug Tracker nach CVE-2021-33910.

Die systemd-Paketversion 241-7~deb10u7 ist also gegen diese Schwachstelle verwundbar, während Version 241-7~deb10u8 abgesichert ist. Eine Möglichkeit, sich die installierte Version anzeigen zu lassen, besteht mit dem Befehl dpkg -l <PAKETNAME>
, wobei die Spalte „Version“ die relevante Versionsnummer enthält:
tronde@host:~$ dpkg -l systemd
Gewünscht=Unbekannt/Installieren/R=Entfernen/P=Vollständig Löschen/Halten
| Status=Nicht/Installiert/Config/U=Entpackt/halb konFiguriert/
Halb installiert/Trigger erWartet/Trigger anhängig
|/ Fehler?=(kein)/R=Neuinstallation notwendig (Status, Fehler: GROSS=schlecht)
||/ Name Version Architektur Beschreibung
+++-==============-=============-============-=================================
ii systemd 241-7~deb10u7 amd64 system and service manager
Der Ausgabe ist zu entnehmen, dass auch in diesem Fall die verwundbare Version installiert ist. Auch hier stehen Updates für mehrere Pakete zur Verfügung:
tronde@host:~$ apt list --upgradable | grep systemd
WARNING: apt does not have a stable CLI interface. Use with caution in scripts.
libpam-systemd/stable 241-7~deb10u8 amd64 [aktualisierbar von: 241-7~deb10u7]
libsystemd0/stable 241-7~deb10u8 amd64 [aktualisierbar von: 241-7~deb10u7]
systemd-sysv/stable 241-7~deb10u8 amd64 [aktualisierbar von: 241-7~deb10u7]
systemd/stable 241-7~deb10u8 amd64 [aktualisierbar von: 241-7~deb10u7]
Ich empfehle an dieser Stelle, alle angebotenen Updates zu installieren, da diese in aller Regel mehr Vorteile als Nachteile für das aktuelle System bedeuten.
Red Hat CVE Database
Red Hat bietet unter der URL https://access.redhat.com/security/security-updates/#/cve eine Datenbank zur Suche nach CVEs an. Ruft man die URL auf, so werden existierende CVEs in umgekehrt chronologischer Reihenfolge angezeigt. Über das Suchfeld kann gezielt nach CVE-Nummern gesucht werden. Die Ergebnisse werden anschließend in tabellarischer Form präsentiert.

Mit einem Klick auf die CVE-Nummer gelangt man auf eine Seite, welche die Schwachstelle im Detail beschreibt und darüber hinaus Informationen zur Mitigation und abgesicherten Paketen bietet. Der folgende Screenshot zeigt einen Auszug dieser Seite für CVE-2021-33909. Darin ist eine Tabelle dargestellt, welcher die betroffenen Plattformen und die jeweiligen Paketnamen zu entnehmen sind. Die Tabelle lässt sich über das Suchfeld weiter filtern und nach Spalten sortieren. So kann man leichter einen Überblick über alle von der Schwachstelle betroffenen Pakete der eigenen Plattform bekommen.

Red Hat behebt sicherheitsrelevante Probleme mit Hilfe sogenannter Red Hat Security Advisories (RHSA). Der Spalte Errata der obigen Tabelle ist das jeweilige RHSA zu entnehmen. Ein Klick darauf führt zur jeweiligen Beschreibung des RHSA. Es ist nicht unüblich, dass ein RHSA mehrere Schwachstellen adressiert, wie das Beispiel RHSA-2021:2725 zeigt. Darüber hinaus bieten die RHSA Informationen, welche Pakete aktualisiert wurden und ob ein Neustart des Systems erforderlich ist, um eine Schwachstelle zu schließen.
In dem hier gewählten Beispiel ist das RHEL7-Kernel-Paket kernel-3.10.0-1160.36.2.el7.x86_64.rpm
gegen CVE-2021-33909 abgesichert. Folgender Befehl zeigt mir, dass dieses Paket auf meinem RHEL7-System noch nicht verwendet wird:
[tronde@rhel7 ~]$ uname -r
3.10.0-1160.31.1.el7.x86_64
Alternativ kann man die Paketversion auch mit dem Kommando rpm -qa | grep <PAKETNAME>
ermitteln. Dieses Kommando funktioniert auch für Nicht-Kernel-Pakete.
[tronde@rhel7 ~]$ rpm -qa | grep kernel
kernel-3.10.0-1160.31.1.el7.x86_64
kernel-devel-3.10.0-1160.24.1.el7.x86_64
kernel-devel-3.10.0-1160.31.1.el7.x86_64
kernel-3.10.0-1160.24.1.el7.x86_64
texlive-l3kernel-svn29409.SVN_4469-45.el7.noarch
kernel-headers-3.10.0-1160.31.1.el7.x86_64
kernel-3.10.0-1160.21.1.el7.x86_64
abrt-addon-kerneloops-2.1.11-60.el7.x86_64
kernel-devel-3.10.0-1160.21.1.el7.x86_64
kernel-tools-libs-3.10.0-1160.31.1.el7.x86_64
kernel-tools-3.10.0-1160.31.1.el7.x86_64
Dank des RHEL-Paket-Managers YUM bzw. DNF und der in den Repositories bereitgestellten Metainformationen, müssen jedoch nicht mühsam Versionsnummern manuell abgeglichen werden. Die Kenntnis der CVE-Nummer oder des RHSA genügen. Der erste Code-Block zeigt, wie ein RHEL7-System gegen CVE-2021-33909 abgesichert werden kann (Ausgabe gekürzt):
[tronde@rhel7 ~]$ sudo yum --cves=CVE-2021-33909 update
[sudo] Passwort für tronde:
Geladene Plugins: langpacks, nvidia, product-id, search-disabled-repos,
: subscription-manager
[...]
7 package(s) needed (+0 related) for security, out of 27 available
Abhängigkeiten werden aufgelöst
--> Transaktionsprüfung wird ausgeführt
---> Paket bpftool.x86_64 0:3.10.0-1160.31.1.el7 markiert, um aktualisiert zu werden
---> Paket bpftool.x86_64 0:3.10.0-1160.36.2.el7 markiert, um eine Aktualisierung zu werden
---> Paket kernel.x86_64 0:3.10.0-1160.36.2.el7 markiert, um installiert zu werden
---> Paket kernel-devel.x86_64 0:3.10.0-1160.36.2.el7 markiert, um installiert zu werden
---> Paket kernel-headers.x86_64 0:3.10.0-1160.31.1.el7 markiert, um aktualisiert zu werden
---> Paket kernel-headers.x86_64 0:3.10.0-1160.36.2.el7 markiert, um eine Aktualisierung zu werden
---> Paket kernel-tools.x86_64 0:3.10.0-1160.31.1.el7 markiert, um aktualisiert zu werden
---> Paket kernel-tools.x86_64 0:3.10.0-1160.36.2.el7 markiert, um eine Aktualisierung zu werden
---> Paket kernel-tools-libs.x86_64 0:3.10.0-1160.31.1.el7 markiert, um aktualisiert zu werden
---> Paket kernel-tools-libs.x86_64 0:3.10.0-1160.36.2.el7 markiert, um eine Aktualisierung zu werden
---> Paket python-perf.x86_64 0:3.10.0-1160.31.1.el7 markiert, um aktualisiert zu werden
---> Paket python-perf.x86_64 0:3.10.0-1160.36.2.el7 markiert, um eine Aktualisierung zu werden
--> Abhängigkeitsauflösung beendet
--> Transaktionsprüfung wird ausgeführt
---> Paket kernel.x86_64 0:3.10.0-1160.21.1.el7 markiert, um gelöscht zu werden
---> Paket kernel-devel.x86_64 0:3.10.0-1160.21.1.el7 markiert, um gelöscht zu werden
--> Abhängigkeitsauflösung beendet
Abhängigkeiten aufgelöst
================================================================================
Package Arch Version Paketquelle Größe
================================================================================
Installieren:
kernel x86_64 3.10.0-1160.36.2.el7 rhel-7-server-rpms 50 M
kernel-devel x86_64 3.10.0-1160.36.2.el7 rhel-7-server-rpms 18 M
Aktualisieren:
bpftool x86_64 3.10.0-1160.36.2.el7 rhel-7-server-rpms 8.5 M
kernel-headers x86_64 3.10.0-1160.36.2.el7 rhel-7-server-rpms 9.0 M
kernel-tools x86_64 3.10.0-1160.36.2.el7 rhel-7-server-rpms 8.1 M
kernel-tools-libs x86_64 3.10.0-1160.36.2.el7 rhel-7-server-rpms 8.0 M
python-perf x86_64 3.10.0-1160.36.2.el7 rhel-7-server-rpms 8.1 M
Entfernen:
kernel x86_64 3.10.0-1160.21.1.el7 @rhel-7-server-rpms 64 M
kernel-devel x86_64 3.10.0-1160.21.1.el7 @rhel-7-server-rpms 38 M
Transaktionsübersicht
================================================================================
Installieren 2 Pakete
Aktualisieren 5 Pakete
Entfernen 2 Pakete
Gesamtgröße: 110 M
Is this ok [y/d/N]:
Mit diesem einen Befehl ist es möglich, gezielt alle betroffenen Pakete zu aktualisieren, um die Schwachstelle zu schließen. Sollen in einem Durchgang mehrere CVEs geschlossen werden, so können mehrere CVE-Nummern durch Kommata getrennt angegeben werden.
Ebenso ist es möglich, mit den RHSA-Nummern zu arbeiten, wie der folgende Code-Block zeigt (Ausgabe gekürzt):
[tronde@rhel7 ~]$ sudo yum --advisory=RHSA-2021:2725 update
Geladene Plugins: langpacks, nvidia, product-id, search-disabled-repos,
: subscription-manager
[...]
7 package(s) needed (+0 related) for security, out of 27 available
Abhängigkeiten werden aufgelöst
--> Transaktionsprüfung wird ausgeführt
---> Paket bpftool.x86_64 0:3.10.0-1160.31.1.el7 markiert, um aktualisiert zu werden
---> Paket bpftool.x86_64 0:3.10.0-1160.36.2.el7 markiert, um eine Aktualisierung zu werden
---> Paket kernel.x86_64 0:3.10.0-1160.36.2.el7 markiert, um installiert zu werden
---> Paket kernel-devel.x86_64 0:3.10.0-1160.36.2.el7 markiert, um installiert zu werden
---> Paket kernel-headers.x86_64 0:3.10.0-1160.31.1.el7 markiert, um aktualisiert zu werden
---> Paket kernel-headers.x86_64 0:3.10.0-1160.36.2.el7 markiert, um eine Aktualisierung zu werden
---> Paket kernel-tools.x86_64 0:3.10.0-1160.31.1.el7 markiert, um aktualisiert zu werden
---> Paket kernel-tools.x86_64 0:3.10.0-1160.36.2.el7 markiert, um eine Aktualisierung zu werden
---> Paket kernel-tools-libs.x86_64 0:3.10.0-1160.31.1.el7 markiert, um aktualisiert zu werden
---> Paket kernel-tools-libs.x86_64 0:3.10.0-1160.36.2.el7 markiert, um eine Aktualisierung zu werden
---> Paket python-perf.x86_64 0:3.10.0-1160.31.1.el7 markiert, um aktualisiert zu werden
---> Paket python-perf.x86_64 0:3.10.0-1160.36.2.el7 markiert, um eine Aktualisierung zu werden
--> Abhängigkeitsauflösung beendet
--> Transaktionsprüfung wird ausgeführt
---> Paket kernel.x86_64 0:3.10.0-1160.21.1.el7 markiert, um gelöscht zu werden
---> Paket kernel-devel.x86_64 0:3.10.0-1160.21.1.el7 markiert, um gelöscht zu werden
--> Abhängigkeitsauflösung beendet
Abhängigkeiten aufgelöst
================================================================================
Package Arch Version Paketquelle Größe
================================================================================
Installieren:
kernel x86_64 3.10.0-1160.36.2.el7 rhel-7-server-rpms 50 M
kernel-devel x86_64 3.10.0-1160.36.2.el7 rhel-7-server-rpms 18 M
Aktualisieren:
bpftool x86_64 3.10.0-1160.36.2.el7 rhel-7-server-rpms 8.5 M
kernel-headers x86_64 3.10.0-1160.36.2.el7 rhel-7-server-rpms 9.0 M
kernel-tools x86_64 3.10.0-1160.36.2.el7 rhel-7-server-rpms 8.1 M
kernel-tools-libs x86_64 3.10.0-1160.36.2.el7 rhel-7-server-rpms 8.0 M
python-perf x86_64 3.10.0-1160.36.2.el7 rhel-7-server-rpms 8.1 M
Entfernen:
kernel x86_64 3.10.0-1160.21.1.el7 @rhel-7-server-rpms 64 M
kernel-devel x86_64 3.10.0-1160.21.1.el7 @rhel-7-server-rpms 38 M
Transaktionsübersicht
================================================================================
Installieren 2 Pakete
Aktualisieren 5 Pakete
Entfernen 2 Pakete
Gesamtgröße: 110 M
Is this ok [y/d/N]:
Auch hier können mehrere RHSA (oder auch RHBA und RHEA) durch Kommata getrennt angegeben werden. Die dargestellten Kommandos funktionieren selbstverständlich auch unter RHEL 8.
Damit ist es möglich, Schwachstellen gezielt und mit minimalen Auswirkungen auf das System zu schließen. Ich persönlich empfehle jedoch, das Patch-Fenster zu nutzen und sofern möglich alle verfügbaren Updates zu installieren. Denn in der Regel ist der Nutzen durch aktualisierte Pakete größer, als das Risiko eines potenziellen Schadens.
Die Paketmanager YUM und DNF bieten, Dank der von Red Hat bereitgestellten Metainformationen in den Repos, vielfältige Möglichkeiten, um die Installation oder Aktualisierung von Paketen granular zu steuern. Weiterführende Informationen finden sich den Manpages yum(8)
und dnf(8)
.
In wie weit sich die hier beschriebene Vorgehensweise auch für CentOS Stream bzw. Fedora eignet, kann ich nicht sagen, da ich diese noch nicht untersucht habe.
Ubuntu CVE reports
Canonical stellt für Ubuntu unter der URL https://ubuntu.com/security/cve eine CVE-Datenbank bereit, in der sich der Status von Schwachstellen über deren CVE-Nummer recherchieren lässt.

Eine Suche nach einer CVE-Nummer führt zu einer Seiten mit einen Statusreport, welcher betroffene Pakete in den jeweiligen Releases und deren Status aufführt. Der folgende Screenshot zeigt dies beispielhaft für den CVE-2021-33909 und das Paket linux
:

Der Spalte „Status“ ist die Versionsnummer der abgesicherten Paketversion zu entnehmen. Die Vorgehensweise, um herauszufinden, welche Paketversion aktuell auf dem eigenen System installiert ist, entspricht der für Debian und kann im dortigen Abschnitt nachgelesen werden.
Zusammenfassung
Zumindest die im Rahmen dieses Artikels getesteten Distributionen bieten Webseiten, auf denen man sich zum Stand von Schwachstellen informieren kann. Dabei kann die in der Fachpresse oder vom CERT kommunizierte CVE-Nummer für eine gezielte Suche nach Informationen zur jeweiligen Schwachstelle verwendet werden.
Mir persönlich haben die Möglichkeiten von YUM und DNF zur granularen Steuerung und gezielten Mitigation von Schwachstellen am besten gefallen. Dabei sei jedoch erwähnt, dass ich längst nicht alle Distributionen und deren Paketwerkzeuge betrachtet habe.