Bei Red Hat Insights handelt es sich um eine SaaS-Anwendung, welche Nutzern von RHEL-Subskriptionen kostenlos zur Verfügung steht.
Dieser Artikel bietet eine kurze Einführung in Red Hat Insights, zeigt, wie RHEL-Systeme in den Cloud-Dienst eingebunden werden und führt wichtige Dokumente und Quellen zum Dienst auf.
Hinweis: Ich teste den Dienst im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit im Bielefelder IT-Service Zentrum (BITS) der Universität Bielefeld. Dieser Artikel spiegelt meine persönliche Ansicht zu Red Hat Insights wider. Des Weiteren weise ich darauf hin, dass ich Mitglied der Red Hat Accelerators Community bin (siehe „Zu meiner Person“).
Was ist Red Hat Insights?
Red Hat Insights, im folgenden Text auch kurz Insights genannt, ist ein von der Firma Red Hat angebotener Cloud-Service, welcher der proaktiven Analyse von Umgebungen mit Red Hat Enterprise Linux (RHEL) dient. Als Ergebnis dieser proaktiven Analyse erhält der Systemadministrator Hinweise auf vorhandene Konfigurationsprobleme, Sicherheitslücken und Schwachstellen sowie Handlungsempfehlungen, wie diese behoben werden können.
An Insights angebundene Systeme werden vom lokal installierten Insights-Client gescannt und gegen ein Regelwerk abgeglichen, um potenzielle Risiken in Bezug auf die System-Leistung, Skalierbarkeit, Verfügbarkeit und Sicherheit zu identifizieren und zu melden. Red Hat ist dabei bestrebt, die Sammlung persönlicher Daten zu vermeiden.
Neben dem Reporting können über diesen Service auch Ansible-Playbooks zur Mitigation erkannter Probleme generiert und von einer on-premise vorhandenen Ansible Engine ausgeführt werden. Das Regelwerk wird von der Firma Red Hat gepflegt und stetig erweitert.
Seit 2019 ist Insights in allen aktiven RHEL-Subskriptionen enthalten. Somit entstehen keine zusätzlichen Kosten durch die Nutzung des Dienstes.
Insights kann in RHEL-Installation verwendet werden, unabhängig davon, ob diese on-premise, in privaten oder öffentlichen Clouds betrieben werden.
Die Produktdokumentation und eine FAQ-Sektion finden sich unter den folgenden URLs:
- Product Documentation for Red Hat Insights
- Red Hat Insights Technical FAQ (Login required)
- System Information Collected by Red Hat Insights
- How can I see what data is collected by Red Hat Insights? (Login required)
Wer noch keine Zugangsdaten für die vorstehend verlinkten Seiten besitzt, kann sich für eine kostenlose Red Hat Developer Subscription registrieren. Mit dieser erhält man auch Zugriff zur Red Hat Wissensdatenbank.
Ob Red Hat Insights den Mehrwert bietet, den es verspricht, versuche ich gerade in einem zeitlich und vom Umfang her begrenzten Test herauszufinden. Mit den folgenden Schritten könnt ihr euch auch selbst ein Bild davon machen.
Datenschutz und Datensicherheit
Für uns ist die Nutzung eines SaaS-Dienstes wie Insights nicht ganz unproblematisch. Wer die vorstehend verlinkte Dokumentation liest, wird schnell feststellen, dass zur Erbringung des Dienstes jeder angebundene Host eine Menge Daten sammelt und an den Cloud-Dienst überträgt. Dies ist einerseits erforderlich, damit der Service funktioniert. Denn ohne zu analysierende Daten kann es keine Hinweise und Empfehlungen geben. Anderseits kann man anhand der übertragenen Daten eine ziemlich genaue Karte der Netzwerkinfrastruktur zeichnen.
Insights selbst wird auf OpenShift Dedicated in AWS (US East) gehostet. Aktuell gibt es keinerlei Pläne, den Dienst in weiteren Regionen zu hosten.
Der insights-client
bietet mit den Optionen --no-upload
bzw. --offline
die Möglichkeit, Daten lokal zu sammeln, ohne diese an den Cloud-Dienst zu übertragen. Als Sysadmin hat man so die Möglichkeit, im Vorfeld zu inspizieren, welche Daten gesammelt wurden. Dazu gibt es die Möglichkeit, eine Blacklist zu pflegen und zu spezifizieren, welche Daten von der Sammlung und Übertragung auszuschließen sind.
Die folgende Datei beinhaltet eine Baumansicht der Dateien und Informationen, die ein insights-client
auf einem System mit installiertem MediaWiki gesammelt hat. Darunter befinden sich z.B. diverse Konfigurationsdateien und mit Hilfe verschiedener Kommandos gesammelte Informationen.
Stellt man sich den Betrieb von 100 RHEL-Servern vor, welche verschiedenste Dienste erbringen, wird jedoch deutlich, dass eine manuelle Kontrolle und Pflege individueller Blacklists für alle Systeme nicht leistbar ist. Zumal sich das Regelwerk, welches die zu sammelnden Daten bestimmt, dynamisch ändert und eine Prüfung vor jedem Upload erfolgen müsste.
Leider existiert Stand heute keine on-premise Appliance, welche die Nutzung des Dienstes innerhalb des eigenen Perimeters ermöglichen würde. Auch eine Whitelist für den insights-client
existiert (noch) nicht. Letzteres würde dem Nutzer noch mehr Kontrolle über die Daten-Sammlung/-Übertragung geben. So könnte er einmal definieren, was übertragen werden darf und müsste nicht fürchten, dass bereits einige Tage später weitere Daten ohne sein Wissen gesammelt und übertragen werden.
Sowohl den Wunsch nach einer on-premise Appliance, als auch den Vorschlag zur Einführung einer Whitelist, habe ich dem Insights-Team gemeldet. Die Meldung wurde nach meinem Empfinden konstruktiv aufgenommen. Und auch wenn mein größter Wunsch nach der Appliance kurz- und mittelfristig nicht realisiert werden wird, fühle ich mich als Nutzer ernst genommen und habe das Gefühl, dass mein Feedback willkommen ist.
Red Hat beschreibt in oben verlinkter Dokumentation, dass der Dienst keine persönlichen Daten sammelt. So sind /etc/{passwd,group,shadow}
sowie /home
nicht in den gesammelten Daten enthalten. Auch werden keine vollständigen Logdateien an den Dienst übertragen. Generell legt Red Hat sehr viele Informationen über den Dienst offen und handelt hier sehr transparent. Das Unternehmen verhält sich in dieser Hinsicht vorbildlich.
Wenn ein Client keine Daten mehr übermittelt, werden die zuletzt von ihm empfangenen Daten nach 14 Tagen automatisch gelöscht. Wird ein Client aus Insights entfernt, werden die für diesen Client gespeicherten Daten ebenfalls gelöscht.
Nichtsdestotrotz verliert man die Gewalt über einmal übertragene Daten. Man muss dem Anbieter wie bei jedem SaaS-Dienst vertrauen, dass er sich an die eigenen Zusicherungen und Versprechen hält.
Möchtet ihr Insights in eurer Dienststelle oder eurem Betrieb testen, rate ich euch deshalb, sprecht zuerst mit der/dem Informationssicherheitsbeauftragten und Datenschutzbeauftragten und eurer/eurem Vorgesetzten über das Thema.
Trotz aller Bedenken bietet Insights die Chance, Kenntnis über Probleme und Schwachstellen zu erlangen, die bisher unbekannt sind und ein größeres Sicherheitsrisiko darstellen als die regelmäßige Datenübertragung an Insights. Ob der Nutzen überwiegt, muss allerdings jede Organisation für sich selbst beurteilen.
Einrichtung von Red Hat Insights auf Red Hat Enterprise Linux
Die folgenden Schritte setzen voraus, dass die verwendeten RHEL-Systeme registriert sind und über eine gültige Subskription verfügen.
Manuelle Einrichtung
Um den vollen Funktionsumfang von Insights nutzen zu können, werden die folgenden Pakete installiert:
$ sudo yum -y install openscap-scanner scap-security-guide insights-client
Die Installation des OpenSCAP-Scanners und des SCAP-Security-Guides sind optional. Diese Pakete sind erforderlich, um den Compliance Service nutzen zu können. Da der insights-client
in RHEL 8 bereits integriert ist, muss dieser hier nicht gesondert installiert werden.
Um die Einrichtung des insights-client
abzuschließen und gesammelte Daten an den SaaS-Dienst zu übertragen, genügt es, das folgende Kommando auszuführen:
$ sudo insights-client --register
Automatisierte Einrichtung mit Ansible
Um die notwendigen Schritte zur Einrichtung nicht auf jedem Host manuell ausführen zu müssen, kann folgendes Ansible-Playbook verwendet werden.
---
- hosts: rh-insights-poc # Gruppe aus dem Ansible-Inventory
tasks:
- name: Make sure required packages are present
yum:
name:
- openscap-scanner
- scap-security-guide
- insights-client
state: latest
- name: Register insights-client
command: insights-client --register
Für meine Zwecke reicht obiges Playbook. Alternativ gibt es auf Ansible Galaxy eine Rolle mit deutlich größerem Funktionsumfang: redhatinsights.insights-client
Sind die Systeme eingerichtet und registriert, ist es an der Zeit, sich unter der URL https://cloud.redhat.com einzuloggen und das Insights Dashboard zu erkunden.

An dieser Stelle lasse ich euch vorerst mit dem Dashboard allein. Im nächsten Artikel dieser kleinen Reihe werde ich mich mit dem Inisghts Advisor befassen.
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