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Freie Software und Open Source…

… was ist das eigentlich? Und wie wirkt sich die Nutzung für den einzelnen Nutzer oder eine Organisation wie ein Unternehmen oder eine Behörde aus? Zu diesen Fragen mache ich mir in diesem Beitrag ein paar Gedanken, die ich gern mit euch diskutieren möchte.

Die Antwort auf die erste Frage fällt mir dabei noch leicht. Freie Software bzw. Open Source Software (FLOSS) sind Anwendungen, die unter einer freien bzw. freizügigen Lizenz stehen. Dabei orientiere ich mich an den Debian-Richtlinien für Freie Software (DFSG), welche u. a. bestimmen:

  1. Die Software darf uneingeschränkt weitergegeben oder verkauft werden.
  2. Der Quelltext der Software muss offen und für jeden frei zugänglich sein. Eine Weitergabe der Software muss sowohl als Quelltext als auch in kompilierter Form erlaubt sein.
  3. Es muss erlaubt sein, die Software zu untersuchen, zu ändern, zu erweitern und unter den gleichen Lizenzbedingungen wie die Original-Software weiterzugeben.
  4. Die Lizenz darf keine Person oder Gruppe von Personen diskriminieren.
  5. Die Lizenz darf keine Einschränkungen hinsichtlich des Einsatzbereichs vornehmen. Beispielsweise darf sie nicht verhindern, dass das Programm geschäftlich oder für genetische Forschungen verwendet wird.

Was habe ich als (privater) Nutzer davon?

Auch wenn es schön ist, den Quelltext bei Interesse studieren zu können, glaube ich persönlich nicht, dass viele Nutzer von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. Und wenn doch, haben sie den Text vermutlich schnell wieder von ihrem Bildschirm verbannt.

Nun sind viele FLOSS-Anwendungen kostenlos erhältlich und nutzbar. Und obwohl ich die Geiz-ist-geil-Mentalität nicht mag, ist dies für den Anwender tatsächlich ein großer Vorteil.

Zu meinen Schul- und Ausbildungszeiten kostete professionelle und oftmals proprietäre Bürosoftware verdammt viel Geld. Teilweise waren dies mehrere hundert DM bzw. EUR. Und dafür durfte man die entsprechenden Anwendungen nur auf einem einzigen PC installieren. Nun hatte ich damals weder die Bereitschaft noch die Mittel, so viel Geld für ein Office-Paket aufzubringen, von dessen Funktionsumfang ich nur einen Bruchteil benötigte und nutzen würde.

Daher war ich hoch erfreut, dass es OpenOffice gab. Entstanden aus den offengelegten Quelltexten von StarOffice bot sich mir hiermit die Möglichkeit, meine Briefe, Aufsätze, Tabellen und Präsentationen zu gestalten, ohne mich dafür in Unkosten zu stürzen. Zugegeben sahen die Präsentationsvorlagen damals schon wie Tapeten aus den siebziger Jahren aus. Aber die proprietären Alternativen waren damals nicht viel besser.

Viele unter euch kennen sicherlich die Überraschungen, die man erleben kann, wenn man Text- und Tabellen-Dokumente zwischen freien und proprietären Office-Suiten austauscht. Aber glaubt mir, diese Problemchen sind nicht mit denen vergleichbar, als ich meinem Lehrer den Aufsatz, verfasst auf einem C64, auf einer 5,25-Zoll-Diskette überreicht habe. Zum Glück hatte ich noch die auf Endlospapier gedruckte Fassung dabei, erstellt auf einem 9-Düsen-Tintenstrahl-Drucker, welche mir die Note rettete.

Ein ärgerliches Problem jedoch bleibt. Es nützt dem Bürger nichts, wenn seine mit freier Software erstellten Dokumente von Behörden nicht angenommen bzw. verarbeitet werden können. Genauso doof ist die Situation anders herum. Wenn man von Behörden Dateien übermittelt bekommt, welche sich nur mit der proprietären Software anzeigen lassen, mit der sie erstellt wurden. Hier ist in den letzten zwanzig Jahren schon vieles besser und einfacher geworden. Und als Optimist glaube ich daran, so lange zu leben, dass ich noch erleben werde, dass es noch besser wird.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie seht ihr die Situation heute?

Mit den Jahren hat sich die Situation bei der Bürosoftware geändert. So gab es zwischenzeitlich für private Nutzung und für Schüler/Studenten eine proprietäre Office-Suite für 99 EUR, welche gleichzeitig auf bis zu drei Geräten installiert und genutzt werden durfte. Hier stimmt für meinen Geschmack das Preis-Leistungsverhältnis. Nur war diese Software nicht für mein Betriebssystem erhältlich und kam somit nicht in Frage. Ich glaube jedoch bis heute, dass es entsprechende Angebote nicht gegeben hätte, ohne dass freie Alternativen verfügbar gewesen wären und es heute noch sind.

Ein weiteres Beispiel für FLOSS ist die in diesem Beitrag schon für einige Links verwendete Wikipedia. Früher hatte man vielleicht ein Lexikon oder den Brockhaus daheim. Wobei letzterer sogar eine echte Geldanlage war. Das Wissen in den Büchern verstaubte, wie die Bücher selbst auch. Heute haben dank Wikipedia sehr viele Menschen dieser Welt freien Zugang zu nahezu unbegrenztem Wissen. Ich finde dies großartig.

Ich schrieb eingangs, dass ich kein Freund der Geiz-ist-geil-Mentalität bin. Dies liegt in der Annahme begründet, dass gute Software nicht nur in der Freizeit von Entwicklern zwischen 22:00-23:50 Uhr entsteht. Wenn viele Entwickler gute Anwendungen programmieren, sollten sie dafür auch bezahlt werden. Doch scheint es wider der Natur des Menschen zu sein, für eine Leistung zu bezahlen, die er auch kostenlos erhalten kann. Dies missfällt mir und ich habe beschlossen, da nicht mitzumachen.

Ich selbst bin mittleren Alters, habe Familie, stehe mitten im Berufsleben und beziehe ein Einkommen, welches meiner Familie und mir ein gutes Auskommen ermöglicht. Und ich habe beschlossen, einen kleinen unbedeutenden Teil meines Einkommens für FLOSS-Projekte zu spenden.

Dabei überlege ich mir einmal im Jahr, welchen Betrag ich insgesamt spenden möchte und welche Anwendungen oder Projekte ich besonders häufig genutzt habe; bzw. welche Anwendungen/Projekte mir besonders wichtig waren. Anschließend entscheide ich, wie ich den von mir festgelegten Betrag aufteile und überweise die einzelnen Summen. Mir ist bewusst, dass der gespendete Betrag nichtmal einem Monatsgehalt eines professionellen Software-Entwicklers entspricht. Doch ich denke, Kleinvieh macht auch Mist und habe ein gutes Gefühl dabei.

Heute nutze ich fast ausschließlich freie Software. E-Mail-Client, Textverarbeitung, Editoren und Betriebssystem; alles FLOSS. Dabei bin ich der Nutzung proprietärer Software gar nicht abgeneigt. So würde ich auch heute noch zu proprietären Anwendungen für die Steuererklärung oder das Online-Banking greifen, bevor ich mich mit den freien Alternativen abquäle.

Zwar existieren einige liebgewonnene Anwendungen heute nicht mehr, weil die Hersteller sie abgekündigt oder zur Unbenutzbarkeit weiterentwickelt haben. Doch habe ich das gleiche auch schon mit FLOSS-Anwendungen durchgemacht.

Wie ist das bei euch? Verwendet ihr freie bzw. quell-offene Software in eurem Alltag? Wenn ja, in welchem Umfang? Und wie zufrieden seid ihr damit? In welchen Bereichen fehlt es eurer Meinung nach an freien Alternativen? Nutzt gern die Kommentarfunktion oder schreibt mir per E-Mail, wenn ihr mögt.

Was tun, wenn’s klemmt?

FLOSS und proprietäre Software haben gemein, dass sie fehlerbehaftet sind. Ohne eine Gewährleistungspflicht auf Software wird sich dieser Umstand auch nie ändern. Doch was kann man als Privatanwender tun, wenn eine Anwendung mal nicht so will, wie sie soll? Oder man einfach nicht weiß, wie man sein gewünschtes Ziel erreicht?

In meinen Augen gehört zu jeder Anwendung auch ein Handbuch, eine Anleitung und eine Befehlsreferenz als Dokumentation. Je nach Hersteller, Projekt bzw. Anwendung schwankt die Qualität von Dokumentation von „nicht vorhanden“ über „beschissen ist geprahlt“ bis „erfreulich gut“. Hier lohnt sich ein erster Blick. Kommt man mit der vorhandenen Dokumentation nicht weiter, findet man häufig Hilfe in den unzähligen Internetforen, wo freiwillige, engagierte Nutzer anderen Nutzern bei Sorgen, Nöten und Problemen weiterhelfen.

Um nicht ständig die gleichen Fragen aufs neue zu beantworten, wird lediglich verlangt, das verdammte Handbuch (RTFM) gelesen und die Suchfunktion verwendet zu haben, bevor man ein neues Thema eröffnet. Wer sich an diese einfachen, grundlegenden Regeln hält und darüber hinaus stets freundlich bleibt, dem wird mit großer Wahrscheinlichkeit geholfen.

Wer hingegen rüpelhaft, in rauhem Ton sofortige Unterstützung und Lösungen für ein Problem mit einer Anwendung einfordert, für die man nichtmal einen Cent zu spenden/zahlen bereit war, darf sich nicht wundern, am langen Arm zu verhungern. Und das ist in meinen Augen vollkommen in Ordnung.

Neben der Dokumentation und den Internetforen gibt es natürlich noch die technisch begabten Verwandten. Diese reisen meist an Wochenenden und hohen Feiertagen an, um die IT-Probleme ihrer Familie und Nachbarn zu fixen. Doch bitte nutzt die Hilfe dieser edlen Ritter ohne Rüstung nicht schamlos aus. Sie kommen euch unter Umständen viel häufiger besuchen, wenn sie für den Kaffee nicht drei Laptops und zwei Handys neuinstallieren müssen.

Damit sind die Möglichkeiten eigentlich auch ausgeschöpft. Kommerzielle und finanziell interessante Support-Angebote für Privatanwender existieren meines Wissens nach so gut wie nicht.

FLOSS lebt vom Mitmachen, nicht vom Meckern

Freie Software wird meist unentgeltlich zur Nutzung angeboten. Diese wird nicht selten von Freiwilligen in deren Freizeit geschaffen. Auch Unternehmen, welche der Gemeinschaft etwas zurückgeben möchten, beschäftigen Entwickler, die einen Teil ihrer Arbeitszeit an Open Source Software arbeiten können.

Fehler werden höchstwahrscheinlich nicht mit Absicht eingebaut. Und nicht jeder erdenkliche Anwendungsfall wird von Beginn an in der Entwicklung berücksichtigt. Darüber zu meckern und Forderungen für etwas zu stellen, was man kostenlos nutzen darf, hat bisher in den seltensten Fällen geholfen.

Hat man Wünsche den Funktionsumfang einer Anwendung betreffend, kann man diese an das jeweilige Projekt richten. Liest man zuvor die sog. Contribution guidelines (zu Deutsch in etwa: Beitragsleitlinie), erhöht dies die Chancen, dass ein Beitrag Berücksichtigung findet.

Unterstützung und Hilfe ist an allen Ecken und Enden des FLOSS-Universums von Nöten und oft herzlich willkommen. Dabei muss man kein Software-Entwickler sein. Denn oft mangelt es an Dingen, die mit dem Code nicht viel zu tun haben. So kann man zum Beispiel:

  • Dokumentationen schreiben, erweitern und verbessern
  • Dokumentationen in andere Sprachen übersetzen
  • Nutzern in Internetforen und auf Maillinglisten bei der Lösung ihrer Probleme helfen
  • Fehlerbilder verifizieren und Patches testen

FLOSS ist Software von der Gemeinschaft für die Gemeinschaft. Bring dich ein, mach mit!

Ein (paar) Wort(e) an Entwickler und Paket-Betreuer

Ihr habt zum Teil großartige Anwendungen geschaffen und stellt sie der Gemeinschaft zur Verfügung. Ihr seid auf Hilfe angewiesen und braucht/sucht Nachwuchs, der bereit ist, zu lernen, wie man Software erstellt, pflegt, pakettiert und verteilt? Dann denkt bitte daran, dass jeder mal klein anfängt und man dem Nachwuchs aufs Pferd helfen muss, bevor dieser losreiten kann.

Zum Teil habt ihr rund um eure Software Ökosysteme aus Versionskontrollsystemen, Build-Umgebungen, CI/CD und Kommunikationskanäle geschaffen, die für Anfänger und technisch interessierte Laien nur schwer zu durchdringen sind. Wer sich bei der Beantwortung der Frage, wie man ein Distributions-Paket betreuen kann, tagelang durch verschiedenste Wiki-Seiten und gefühlt das halbe Internet gewühlt hat, gibt danach oft frustriert auf.

Ich habe kein Patentrezept, wie man es optimal gestalten kann. Doch klafft IMHO zwischen Tutorials wie „Wie baut man ein {DEB,RPM}-Paket“ und „So baut und betreut man Pakete für Distribution XY“ eine große Lücke, durch welche potenzieller Nachwuchs durchfällt.

Hier ist eventuell eine Diskussion innerhalb der einzelnen Communities notwendig, wie der Prozess der Nachwuchsgewinnung verbessert werden kann.

Oder habe ich hier ein falsches Bild von der FLOSS-Welt und es gibt kein Nachwuchsproblem, weil man sich vor neuen Paketbetreuern kaum retten kann?

Was haben Unternehmen und Behörden von FLOSS?

TL;DR: Mehr Souveränität. Keine starke Abhängigkeit von einem einzelnen Anbieter. Und Freiheit.

Ich habe in vorstehendem Absatz ganz bewusst auf Begriffe wie „kostenlos“, „unentgeltlich“ und „Kostenreduzierung“ verzichtet. In meinen Augen greift die Reduzierung von FLOSS auf vermeintliche Kostenvorteile zu kurz und ist nicht selten mit ein Grund für das Scheitern von Migrationsprojekten hin zu FLOSS. Statt dessen möchte ich in diesem Beitrag Aspekte hervorheben, die IMHO häufig zu kurz kommen.

Dazu beginne ich mit einem Beispiel aus der Closed Source Welt. Es wird ein Produkt wie zum Beispiel ein Betriebssystem oder eine Anwendung eines proprietären Herstellers erworben und in die eigenen Geschäftsprozesse integriert. Nicht selten zahlt man einmal für die Lizenz, um das Produkt überhaupt nutzen zu dürfen und darüber hinaus für ein Abonnement, über welches man Updates, Sicherheits-Patches und Unterstützung durch den Hersteller-Support bekommt. Der Hersteller kann beliebig darüber entscheiden, wie lange er ein Produkt unterstützt und wann er es abkündigt, so dass der Kunde ggf. ein Nachfolgeprodukt erneut kaufen muss. Wenn es ganz dumm läuft, stellt der Anbieter ein Produkt komplett ein, ohne dass es ein Nachfolgeprodukt gibt. Als Kunde guckt man dann halt in die Röhre und kann sich erneut auf die Suche nach einem Produkt machen, das man ggf. unter Anpassung der eigenen Prozesse integriert. Damit einher geht häufig die Anpassung weiterer Systeme und Prozesse, sowie der Austausch von Client-Anwendungen und Anwenderschulungen.

Die schlechte Nachricht ist, dies alles kann beim Einsatz von FLOSS ebenfalls passieren. Doch gibt es bei FLOSS noch eine weitere Option, die sich als vorteilhaft erweisen kann. Auch dazu möchte ich euch ein Beispiel geben.

Angenommen es wird eine Software genutzt, die ein engagierter FLOSS-Entwickler als Hobby-Projekt in seiner Freizeit erstellt hat. Die Software besitzt ausschließlich Abhängigkeiten zu anderen FLOSS-Technologien und deckt alle Anforderung des Unternehmens bzw. der Behörde ab. Die Nutzung ist unbeschränkt und kostenlos möglich. Mittlerweile ist die Anwendung tief in die eigenen Prozesse integriert und elementarer Bestandteil der Wertschöpfungskette. Alle sind glücklich und alle sind froh.

Doch dann endet eines Jahres die Unterstützung für eine FLOSS-Technologie von der diese Anwendung abhängt. Es gibt ein Major-Release-Upgrade für diese Technologie. Die FLOSS-Anwendung muss jedoch angepasst werden, um weiterhin lauffähig zu sein.

Nun kann man den bzw. die Entwickler der Anwendung ganz lieb fragen, ob sie die notwendigen Anpassungen vornehmen mögen. Vielleicht hat man Glück und dies geschieht innerhalb weniger Tage. Vielleicht hat man auch Pech und sie haben einfach keine Lust.

Wenn es an der Motivation fehlt, kann man auf die verrückte Idee kommen und den Entwicklern anbieten, sie für die notwendigen Anpassungen zu bezahlen und einen Preis mit ihnen aushandeln. Für mich liegt dieser Gedanke nahe, würde man einen proprietären Hersteller doch auch bezahlen. Und das häufig sogar für Änderungen, die man gar nicht wollte/brauchte.

Nun kann es durchaus immer noch passieren, dass der/die Entwickler das Angebot ablehnen. Sie haben einfach keine Lust, sich weiterhin um ihre alte Anwendung zu kümmern. Was bleibt nun übrig, außer eine Markterkundung durchzuführen, eine Alternative zu eruieren und Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, um diese zu implementieren?

Halt! Stopp! Es gibt noch eine weitere Alternative. Die Anwendung ist quell-offen und der Quelltext liegt euch vor. Die Anwendung kann jederzeit aus diesem neu erstellt werden und ihr habt das Recht, beliebige Anpassungen am Quelltext vorzunehmen. Wenn euch die Anwendung wichtig genug ist, hindert euch nichts und niemand daran, eigene Entwickler einzustellen, welche den Quelltext studieren und notwendige Anpassungen vornehmen. Und da ihr diese Entwickler selbst bezahlt, könnt ihr sie auch mit Priorität an euren Wunsch-Funktionen arbeiten lassen.

Jetzt wurde auch schon deutlich, warum ich das Argument, FLOSS sei kostenlos bzw. günstig, doof finde. Es trifft nicht zu. Spätestens wenn ich eigene Entwickler beschäftige und hoffentlich auch bezahle, kostet dies ebenfalls Geld; nur investiert man das Geld hierbei in eigene Ressourcen. Ähnlich ist es, wenn man sich Funktionen im Auftrag entwickeln lässt. Nur behält man hierbei die Souveränität über die Software, im Gegensatz zum Produkt eines proprietären Anbieters.

Selbstverständlich mag dies nicht in jedem Fall möglich sein. Doch in vielen Fällen ist dies ein gangbarer Weg und einer der großen Vorteile des FLOSS-Entwicklungsmodells. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass man nicht die gesamte Entwicklungsarbeit allein bewältigen muss. Die Last kann auf viele Schultern weltweit verteilt werden. So arbeiten Entwickler aus verschiedensten Branchen mit am Linux-Kernel. Gleiches gilt für den BSD-Kern und unzählige andere Projekte.

Wer hilft wenn’s klemmt?

Grundsätzlich stehen die gleichen Optionen zur Verfügung, die auch Privatnutzern offen stehen. Darüber hinaus bietet sich häufig die Möglichkeit, Support-Verträge mit Herstellern oder Systemhäusern abzuschließen.

So bieten z.B. Red Hat, SUSE, Canonical und Oracle verschiedene Support-Optionen für das jeweilige Portfolio an. Darüber hinaus haben sich auch im deutschsprachigen Raum einige Firmen etabliert, welche Support-Dienstleistungen für vielfältige FLOSS-Projekte/Produkte anbieten.

Diese Firmen verdienen nicht nur Geld mit Dienstleistungen rund um FLOSS. Sie beteiligen sich häufig mit eigenem Personal und/oder finanziell an der Weiterentwicklung diverser Projekte.

Die Qualität des Supports ist meiner Erfahrung nach mit dem proprietärer Anbieter vergleichbar. Das gilt sowohl im positiven wie negativen Sinne.

Nutzt einfach die Suchmaschine eures geringsten Misstrauens und ihr werdet bestimmt einen passenden Dienstleister finden.

Auch hier gilt, nicht meckern, mitmachen!

Ich möchte mich wiederholen: „FLOSS ist Software von der Gemeinschaft für die Gemeinschaft. Bring dich ein, mach mit!“

Dies sollte in meinen Augen besonders für Behörden und Organisationen gelten, die den Betrieb und die Entwicklung ihrer Anwendungen mit dem Steuergeld von Bürgerinnen und Bürgern finanzieren. Deshalb unterstütze ich die Kampagne „Public Money, Public Code“. Innovationen und Investitionen in Freie Software verschwinden nicht hinter verschlossenen Türen zum Nutzen Weniger; statt dessen können alle Nutzer davon profitieren. So z.B. auch Bürgerinnen und Bürger, die daheim evtl. die gleichen FLOSS-Anwendungen nutzen, die auch der Staat nutzt und mit weiterentwickelt.

Bisher ist vieles davon noch bloße Utopie. Scheitert es doch im öffentlichen Dienst schon oft genug daran, an Open Source Projekte zu spenden. Geld für Berater-Verträge auszugeben ist da schon einfacher möglich. Doch auch auf diesem Weg kann man ja FLOSS-Projekte unterstützen. Ich glaube da wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Schlussworte

Freie Software und Open Source Software sind frei im Sinne von:

  • Der Quelltext liegt offen vor und kann von jedem Menschen eingesehen, studiert und weitergegeben werden.
  • Jeder Mensch hat das Recht den Quelltext zu verändern.
  • Die Verwendung der Software ist in keiner Weise beschränkt.

Wer einfach nur seine Arbeit erledigen möchte, mag dabei mit FLOSS-Software genau so viel Glück oder Pech wie mit proprietärer Software haben. FLOSS bietet hingegen Souveränität und Freiheit; mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringen mag. Technisch interessierte Menschen können sich mit ihr vertraut machen, dazulernen und Teil einer Gemeinschaft werden.

Ich mag FLOSS und glaube Open Source Entwicklungsmodelle sind auch in Zukunft nicht mehr aus unserer Welt wegzudenken.

F-Droid – Freie und Open Source Software Repository für Android

F-Droid stellt ein Repository bereit, über welches Freie und Open Source Software (FOSS) für das Betriebssystem Android bezogen werden kann.

Damit stellt das F-Droid-Repository eine Alternative bzw. Ergänzung zum Google Play-Store dar. Um die Gründe zu erläutern, die für eine Nutzung von F-Droid sprechen, möchte ich Finn Christiansen zitieren:

1. Man hat kein Google Konto, kann also den Play Store nicht nutzen, möchte aber trotzdem komfortabel Apps installieren und verwalten. (Wie in meinem Fall)
2. Man hat ein Google Konto, nutzt den Play Store, möchte aber einige Apps lieber aus dem F-Droid Repository installieren (Misstrauen gegenüber dem Play Store / keine Kosten in F-Droid)

Finn hat in seinem Artikel „Das F-Droid-Repository für Android installieren“ sehr schön beschrieben, wie man das F-Droid-Repository unter seinem Android-Gerät einrichten und nutzen kann. Leider führt der Link zu Finns Anleitung heute ins Leere. Doch lässt sich F-Droid heute auch ganz einfach, ohne gesonderte Anleitung, einrichten.

Ich möchte noch eine Empfehlung zum Schutz eures Android-Gerätes beifügen. Man muss die Installation aus Quellen unbekannter Herkunft erlauben, um F-Droid bzw. Apps aus dem F-Droid-Repository installieren zu können. Dies stellt ein Sicherheitsrisiko für euer Gerät dar. Mit dieser Einstellung kann es passieren, dass Apps oder Webseiten ohne euer Wissen Schadprogramme auf eurem Gerät installieren. Doch durch die Deaktivierung dieser Funktion nach Installation von F-Droid und der gewünschten Apps lässt sich dieses Risiko zum Glück sehr einfach minimieren.

Während der normalen Nutzung bleibt damit die Installation aus Quellen unbekannter Herkunft untersagt. Diese Option aktiviere ich nur direkt vor der Installation einer neuen App aus dem F-Droid-Repository und deaktiviere sie anschließend wieder. Die bereits installierten Apps lassen sich anschließend problemlos weiterverwenden.

Als ich diesen Artikel 2015 geschrieben habe, konnte man die Installation aus unbekannten Quellen nur global für das gesamte Gerät aktivieren. Heute ist es auf den meisten Android-Geräten möglich, diese Berechtigung für einzelne Apps zu aktivieren. Wem das oben beschriebene Prozedere zu mühsam ist, kann so z.B. ausschließlich der App „F-Droid“ die Installation aus unbekannten Quellen erlauben. Damit ist sichergestellt, dass andere Apps nicht einfach etwas nachinstallieren dürfen.

Neugierig geworden? Probiert es aus. Es tut nicht weh. Mich hat F-Droid in den vergangenen Tagen überzeugt.