In diesem Beitrag möchte ich euch das Red Hat Accelerators Programm vorstellen und einige Beispiele geben, was wir dort so tun. Ich selbst bin seit 2019 Mitglied dieser Gemeinschaft und freue mich, mit IT-Experten aus verschiedensten Branchen und Red Hat selbst austauschen zu können. Dieser Artikel gibt meine persönliche Meinung und Sicht auf die Red Hat Accelerators wieder. Diese kann mit der von Red Hat übereinstimmen, muss es aber nicht.
Das Programm selbst beschreibt sich als globale Gemeinschaft, bestehend aus IT-Experten unter den Red Hat Kunden/Partnern, welche ihr Wissen und ihre Leidenschaft für Red Hat Produkte und Open Source Projekte mit Fachkollegen und Red Hat teilen und sich darüber austauschen mögen. Dem Einzelnen verspricht das Programm dabei folgenden Nutzen.
Netzwerken
Kurz gesprochen sind die Red Hat Accelerators ein Slack Channel voller interessanter Menschen. Diese stammen aus den verschiedensten Branchen, wie z.B. dem Gesundheitswesen, der Automobilindustrie, Versicherungen und Banken, um nur einige zu nennen. Dazu gesellen sich auch einige „Rote Hüte“, darunter Technical Account Manager, Mitarbeiter:innen aus verschiedenen Produkt-Teams und selbstverständlich die Community-Managerinnen Andi und Lili.
Wenn man seit vielen Jahren im gleichen Unternehmen arbeitet und stets nur zu den eigenen Kollegen Kontakt hat, stellt sich häufig eine gewisse Betriebsblindheit ein. Bei den Red Hat Accelerators bietet sich die Gelegenheit, mit Fachkollegen aus der gleichen, aber vor allem auch aus anderen Branchen in Kontakt zu treten und sich auszutauschen, um über den Tellerrand schauen zu können und der Betriebsblindheit entgegen zu wirken.
Ganz nebenbei lernt man neue Anwendungsfälle für bekannte oder weniger bekannte Produkte kennen. Gleiches gilt für Fehler in bzw. Probleme mit eben diesen Produkten. So bilden sich im Chat häufig so etwas wie spontane Arbeitskreise, die Probleme in der allerneusten Version eines Produktes adressieren. Hier wird sich gegenseitig geholfen. Und sollte einmal noch keine Lösung existieren, nimmt meist einer der anwesenden TAMs (steht wahlweise für Technical Account Manager oder The Almighty Moderator) das Problem/die Frage mit, um eine Lösung zu finden.
Mir hat sich durch diesen Austausch schon einige Male ein neuer Blickwinkel eröffnet, wodurch sich neue Lösungswege auftaten. Und das selbst über Red Hat Produkte hinaus.
Zugang zu Produkt-Teams und zukünftigen Releases
Für mich persönlich ist dies der größte Nutzen, den ich aus dem Red Hat Accelerators Programm ziehe. Ich habe hier die Möglichkeit, frühzeitig Kenntnis über (geplante) Neuerungen in Red Hat Produkten zu erlangen und durch qualifizierte Beiträge die Produktentwicklung mit zu beeinflussen.
Die Produkt-Teams stellen ihre Ideen und Pläne in gemeinsamen Videokonferenzen mit den Accelerators vor und diskutieren mit uns über Anwendungsfälle sowie Vor- und Nachteile der Änderungen.
Diese Form der Kommunikation hat Vorteile sowohl für Red Hat selbst, als auch für uns Kunden. Red Hat erfährt von seinen Kunden, wo der Schuh drückt, was sich diese wünschen, um ihren Arbeitsalltag effizienter zu gestalten. Als Kund erfährt man frühzeitig von geplanten Entwicklungen und Ideen und kann diese in gewissem Rahmen mit beeinflussen. Dazu möchte ich drei Beispiele geben.
Umfragen
Regelmäßig werden Umfragen zu Produkten aus dem Red Hat Portfolio und IT-Themen durchgeführt, die viele von uns im Arbeitsalltag betreffen. Red Hat nutzt diese Fragen dazu, um seine Kunden besser kennen zu lernen. Basierend auf diesen Umfragen werden weitere Sitzungen geplant, um einzelne Punkte in kleineren Arbeitsgruppen besprechen zu können.
Umfragen werden z.B. als webbasierte Formulare durchgeführt oder als Live-Interviews mit den Produkt-Teams.
Produktvorstellungen
Hier stellt ein Produkt-Team geplante Neuerungen, Änderungen oder neue Funktionen vor und stellt sich direkt der Kritik der Accelerators. Es wird dabei darauf geachtet, dass Kritik konstruktiv geäußert wird. Ein einfaches „Das ist Mist.“ oder „Das finde ich doof.“ ist dabei nicht gern gesehen. Ein konstruktives „Ich würde mir dieses oder jenes aus folgenden Gründen wünschen.“ wird gern entgegengenommen.
Als Accelerator hat man hier die Möglichkeit, seine Wünsche mitzuteilen. Es besteht keine Garantie und kein Anspruch, dass diese Berücksichtigung finden. Auch kann man die Entwicklung nicht direkt bestimmen. Doch hat Red Hat selbstverständlich ein Interesse daran, möglichst viele seiner Kunden bei der Stange und bei Laune zu halten. Denn ein glücklicher Kunde kauft gern nochmal, während ein unglücklicher Kunde vermutlich etwas neues ausprobiert.
Schön finde ich bei diesen Veranstaltungen auch, dass man erfahren kann, warum einige Wünsche nicht berücksichtigt werden oder auf der Roadmap sehr weit hinten anstehen müssen. Dies schafft Transparenz und ist in meinen Augen sehr zu begrüßen.
Doch auch für Red Hat kann es hier manchmal eine Enttäuschung geben, wenn z.B. ein Design-Entwurf von einer großen Mehrheit abgelehnt (im Sinne von: „Wir mögen das wirklich nicht und wünschen es uns wie folgt.“) wird.
Fokus-Gruppen
In den sogenannten Fokus-Gruppen bietet sich für ausgewählte Accelerators die Chance, eng mit einem Red Hat Produkt-Team zusammen zu arbeiten.
So hatte ich im Sommer 2020 das Vergnügen, in der Fokus-Gruppe Red Hat Insights unter Leitung von Mohit Goyal (Senior Principal Product Manager, Red Hat) mitzuarbeiten. Hier bot sich mir die Möglichkeit, die besonderen Anforderungen an den Einsatz einer solchen Lösung in Deutschland und in meiner Organisation zu vertreten und dafür zu sensibilisieren. Durch den Einfluss mehrerer Red Hat Accelerators wurde die geplante automatische Registrierung von RHEL-Systemen in Red Hat Insights auf unbestimmte Zeit verschoben.
So viel Einfluss auf eine laufende Produktentwicklung hatte ich bisher bei keinem anderen Hersteller. Und ich wünsche mir deutlich mehr davon.
Welche Vorteile hat Red Hat davon?
Selbstverständlich profitiert auch Red Hat von dem Accelerators-Programm. Wie bereits erwähnt, bekommt der Hersteller hier wertvolle Rückmeldungen von vertrauten Kunden, direkt aus der Praxis. Darüber hinaus stehen die Accelerators bereit, Produktneuheiten zu testen, zu validieren und den Einsatz in der eigenen Umgebung zu prüfen, bevor diese veröffentlicht werden. Dadurch kann bei Problemen noch rechtzeitig gegengesteuert werden.
Das Programm hilft Red Hat, seine Kunden und deren Bedürfnisse besser zu verstehen und die eigenen Produkte noch besser am Bedarf der Kunden auszurichten.
Und natürlich verfügt Red Hat mit den Accelerators über ein Heer aus Enthusiasten, Evangelisten und Missionaren, welche die Open Source Botschaft in die Welt hinaus tragen. Und wir alle wissen doch, dass Mund-zu-Mund-Propaganda die wirksamste Form der Werbung ist.
Wie kann man Mitglied werden?
Ihr seid bereits Red Hat Kunde und mein Beitrag hat euch neugierig gemacht, so dass ihr ebenfalls zu den Red Hat Accelerators dazustoßen möchtet? Das ist gut, denn die EMEA-Region und besonders der deutschsprachige Raum ist aktuell noch etwas unterrepräsentiert.
Bitte lest euch die Programm-Bedingungen (in englischer Sprache) durch und bewerbt euch.
Ich selbst darf übrigens keinerlei Geschenke von Red Hat oder dem Accelerators-Programm annehmen. Wenn ihr im letzten Feld des Bewerbungsformulars also meinen Namen angebt, ist mir nicht mehr und nicht weniger gewiss, als der ewige Dank von Andi und Lili.