Hi, mein Name ist Jörg. Ich arbeite seit März 2023 als Senior Technical Account Manager für Red Hat und mir schwirren derzeit folgende Fragen im Kopf herum:
- Wer sind die Menschen, die Open Source Software auf bzw. für CentOS Stream, Fedora und/oder RHEL entwickeln?
- Sind es Menschen, die dies ausschließlich in ihrer Freizeit tun?
- Arbeiten sie in Unternehmen, welche nach dem Open Source Entwicklungsmodell arbeiten?
- Warum habt ihr euch für oder gegen die eine oder andere Distribution entschieden?
- Was hindert euch daran, eine der genannten Distributionen zu verwenden?
- Aus welchem Grund bevorzugt ihr andere Distributionen und welche sind dies?
Hinsichtlich dieser Fragen habe ich selbst offensichtlich einen Interessenskonflikt und bin darüber hinaus zu einem hohen Grad betriebsblind. Deshalb bin ich umso mehr daran interessiert, eure Antworten auf diese Fragen zu lesen.
Ich freue mich, wenn ihr euch die Zeit nehmt, um mir zu antworten und mir zu erläutern, wie ihr dazu steht. Eure Nachrichten nehme ich gern auf folgenden Kanälen entgegen:
- Als Kommentar unter diesem Artikel
- Als E-Mail an jkastning+distribution (at) my-it-brain (dot) de
- Als Chat-Nachricht in #my-it-brain:matrix.org
Es freut mich, wenn daraus eine freundliche und konstruktive Diskussion entsteht. Sollte es dabei allerdings zu Trolling oder unangemessenen Äußerungen kommen, werde ich die Kommentare schließen und die Kommunikation einstellen. Bitte geht daher höflich miteinander um und behandelt einander so, wie ihr selbst auch behandelt werden möchtet.
Ursprünglich hatte ich mit SuSE Linux angefangen. Da dies zu sehr kommerzialisiert wurde bin ich auf Ubuntu umgestiegen. Es war leichter handelbar, auch beim Installieren und beim Upgrade auf eine neue Version.
Allerdings bin ich jetzt auf Debian umgestiegen. Inzwischen ist es mindestens genauso einfach handelbar bei der Installation und beim Upgrade. Und es will nicht nach Hause telefonieren. Die Anmeldung für bestimmte Upgrades hat mich von Ubuntu abgeschreckt.
Vielen Dank für deinen Beitrag Josef.
Hallo Jörg,
also angefangen habe ich mit SuSE 5.x. Dann ging es weiter mit Red Hat Workstation (hatte sogar die damals von Red Hat herausgegebene Zeitschrift im Abo), dann CentOS und Fedora. Mit der Zeit bekam ich allerdings immer mehr das Gefühl, dass man eigentlich nur die Arbeit für Red Hat machte, wenn man Fedora benutzte. Zudem viele Apps das .rpm außen vor ließen und auf das .deb setzten. Das alles hinterließ einen sehr faden Beigeschmack. Zuletzt Wechsel auf Debian (Siduction Linux) und Arch (EndeavourOS).
Hallo Marko,
es stimmt, dass Red Hat von der Arbeit profitiert, die in Fedora geschieht, obwohl nur ein kleiner Teil von Fedora in RHEL einfließt. In meiner Wahrnehmung ist Fedora ziemlich nah an Upstream und eine schöne Distribution für die Linux Entwicklung.
RPM-Paketierung ist in meinen Augen nicht vergnügungssteuerpflichtig. Ich kann verstehen, dass einige Entwickler lieber Debian-Pakete bauen oder gleich auf neue Formate wie Flatpak oder Container setzen.
Vielen Dank für deinen Kommentar.
Hi! Ich möchte nicht jede Frage beantworten, also nicht böse sein. Ich schreibe selbst eher Websoftware, also kaum native Apps für Linux. Wenn ich Kunden habe, nutzen diese ausschließlich Windows…
Sind es Menschen, die dies ausschließlich in ihrer Freizeit tun?
Ja. Open Source Code schreibe ich bisher nur in meiner Freizeit. In IT-Firma dann Closed-Source.
Arbeiten sie in Unternehmen, welche nach dem Open Source Entwicklungsmodell arbeiten?
Bisher nicht.
Warum habt ihr euch für oder gegen die eine oder andere Distribution entschieden?
Ich nutze einige Projekte wo drauf steht, „Unter Ubuntu 22.04 getestet“. Also nutze ich Ubuntu.
Was hindert euch daran, eine der genannten Distributionen zu verwenden?
Es entspricht nicht meinen Bedürfnissen. Für CentOS und RHEL habe ich nicht wirklich Verwendung, da die Webserver nicht auf diesen Distributionen laufen. Fedora ist nicht LTS und viele Projekte empfehlen eher Ubuntu. Aber ich denke ich könnte die Arbeit damit tun.
Aus welchem Grund bevorzugt ihr andere Distributionen und welche sind dies?
Ich bevorzuge Linux-Distributionen die von Firmen unterstützt werden. Wären also RedHat, SuSE und Cannonical. Erstmal werden ihre Distros gepflegt und weiterentwickelt. Zudem liefern sie meist auch Libs aus, welche in den Community-Distros längst aussortiert sind. Das befähigt sie dazu, alte Hardware in Gang zu setzen, die mit neueren Libs nicht mehr laufen.
Hi, auch dir vielen Dank für deinen Beitrag.
Darf ich fragen, welchen Webserver du verwendest, der in RHEL nicht vorhanden ist?
Hi! Sorry, hier liegt wohl ein Missverständnis vor. Ich meinte das ich keine CentOS und RHEL Server habe. Natürlich wird RHEL Apache haben :)
Danke für die Klarstellung. :-)
Wie alle meine Vorkommentatoren habe auch ich im letzten Jahrtausend mit SuSE angefangen und finde alles von „denen“ mitterweile nur noch gruselig. Nach Ausprobieren von vielen Linux-Distributionen über die letzten Jahrzehnte bin ich immer wieder zu Debian zurückgekommen. RHEL, bzw. eher deren Klone, hauptsächlich Oracle Linux verwenden wir für alles, bei dem wir zertifizierte Hardware benötigen um Oracle Datenbanken zu verwenden. Wir erstellen und verwenden Pakete für Debian und RedHat und die Infrastruktur und Konfigurationsmöglichkeiten sind hier sehr unterschiedlich. Mir persönlich gefällt DEB hier wesentlich besser, obwohl RPM auch einige (wenige) Vorteile hat. Wir verwenden für die Entwicklung eigentlich direkt Docker, sodass das Host-Betriebssystem hier immer Debian ist und wir im Client eben das haben, was wir gerade benötigen – was auch zu 98% immer Debian ist. Fedora selbst hab ich mir noch nie angeschaut und arbeite nur mit RHEL(-Klonen) um die Binärkompatibilität zu haben. Fedora macht da für mich keinen Sinn, da ich dann ja noch ein System hätte, was sich anders verhält als alle anderen die ich betreuen muss. Negativ fällt an RHEL immer auf, dass man hier keine Major-Upgrades machen, das für mich direkt ein Dealbreaker ist um das intern für irgend etwas einzusetzen. Bei Debian updatet man einfach und gut ist. Das macht ich seit Potato so und es hat mich noch nie im Stich gelassen.
Hallo Andreas,
ich kann gut nachvollziehen, dass ihr für die Entwicklung Docker verwendet. Ich glaube, dass die „containerisierte“ Bereitstellung von Anwendungen in Zukunft immer wichtiger wird und bin mir sicher, dass diese neben einigen Nachteilen auch viele Vorteile gegenüber der Paketierung in verschiedenen Formaten für verschiedene Plattformen hat.
Habt ihr euch mal Podman als Alternative zu Docker angesehen? Wie findet ihr dies im Vergleich?
Wenn du auf RHEL testen möchtest, kannst du die kostenlose Red Hat Developer Subscription for Individuals verwenden. Mit dieser kannst du bis zu 16 Hosts (auch in Produktion) betreiben.
Seit RHEL 7 werden auch In-Place Upgrades mit LEAPP unterstützt. RHEL ist hier in meinen Augen noch nicht ganz so weit wie Debian, aber schon ziemlich gut. Informationen dazu findest du in:
Viele Grüße
Jörg
CentOS war vor der Marktbereinigung interessant, um Spiele mit der ältest möglichen noch unterstützten glibc zu kompilieren. Mittlerweile verwenden wir dafür RockyLinux. Für die wenigen CI builds ist der Lizenzquatsch nur hinderlich. Zudem ist es ein Open Source Hobbyprojekt. Da sind Lizenzgebühren schwer rechtfertigbar.
Wir verwenden in der Firma auf allen Servern Ubuntu LTS also nutze ich das auch dort auf dem Desktop um kompatibel zu bleiben und leichter lokal testen zu können.
Privat verwende ich mittlerweile Arch Linux.
Hallo Matthias,
bitte entschuldige die späte Antwort.
Ich kann nachvollziehen, dass wenn man auf der Arbeit eine bestimmte Distribution auf Servern verwendet, man diese auch auf dem Laptop, PC, Workstation nutzt, um möglichst nah am Server-Betriebssystem zu sein. Dies habe ich habe ich viele Jahre genauso gemacht.
Viele Grüße
Jörg
Leider hat BigBlue CentOS und damit letztendlich keinen guten Dienst erwiesen.
Ich bevorzuge eine Community Distro (Debian)
Wieviel Systeme gibt es die auf Red Hat basieren:
– CentOS ist immer weniger zu RHEL kompatibel
– Scientific Linux wurde eingestellt
– Fedora wird immer mehr vernachlässigt
– Rocky Linux und Alma Linux sind noch zu jung, das man weiß wie es weiter geht
– RHEL sind die Lizenzen zu teuer, das sich das jeder leisten kann
– QubesOS wäre noch interessant, aber zu wenig verbreitet
– Endian Firewall, vorher noch nie davon gehört. Da ich aber dafür auf BSD bassierte OS nutze / entwickle, nur ein weiterer Mehraufwand
– Alles andere nur Derivate die viel zu unbekannt sind.
In der Vergangenheit reichte es für CentOS zu entwickeln, weil davon ausgegangen werden konnte. Das dann eine Kompatibllität zu RHEL da ist, mit der neuen Politik funktioniert das nicht mehr. Jetzt muß ich auf verschiedenen Systemen testen. Wer bezahlt mir den Mehraufwand?
Anderes bei Debian:
– Debian und Ubuntu Server wird immer noch weiterentwickelt
Es reicht wenn ich mit Debian und Ubuntu teste. Die Entwicklung ist nicht so unsicher. Da nicht ein großer Konzern einem Prügel zwischen die Beine wirft. Wenn ich .deb und den Quellcode bereitstelle reicht das in der Regel. Für was dann noch Entwicklungszeit in .rpm investieren?
Wenn ich natürlich Kunden hätte die ein anderes System bevorzugen, müßte ich in den sauren Apfel beißen. Da es nicht so ist, werde ich mir das mit IBM / Red Hat nicht antun.
Hallo ric,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ich möchte gern ein wenig auf ihn eingehen und habe auch einige Fragen dazu. Bitte beachte, dass ich zwar bei Red Hat arbeite, dies jedoch mein persönlicher Blog mit meinen persönlichen Ansichten ist.
Scientific Linux gibt es nicht mehr. Ebensowenig das frühere CentOS. Ich glaube CentOS währe ohne die Unterstützung und Kauf der Markenrechte durch Red Hat ebenfalls eingeschlafen. Heute gibt es CentOS Stream, wo jedoch kaum jemand weiß, wie man dort beitragen kann. Ich bin gespannt, ob es dazu in naher Zukunft nähere Informationen gibt.
Du schreibst, dass Fedora immer mehr vernächlässigt wird. Woran genau machst du das fest? Kannst du hierzu einige Beispiele nennen?
Den Kostenpunkt, den du bei RHEL ansprichst, möchte ich gern genauer einordnen. Meinst du die Kosten für Firmen und Organisationen, die entstehen, wenn sie RHEL-Subskriptionen mit Support einkaufen? Oder die Kosten für Entwickler, die auf RHEL entwickeln? Für letztere gibt es mehrere kostenlose Optionen, die ich hier in den Kommentaren und in einem Artikel bereits vorgestellt habe.
Du fragst, wer dir den Mehraufwand bezahlt. Verstehe ich dass richtig, dass du für deine Entwicklungsarbeit für Debian basierte Distributionen bezahlt wirst?
Käme für dich die Verteilung als Flatpak oder Container-Image in Betracht, um dich von den distributionspezifischen Eigenheiten zu entkoppeln?
Viele Grüße
Jörg