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Verzeichnis „/.well-known/“ überwachen

In einem bei heise online veröffentlichten Artikel ist zu lesen, dass das Verzeichnis „/.well-known/“ ein beliebtes Malware-Versteck auf gehackten Webservern ist. Der heise-Artikel empfiehlt Admins, den Inhalt von „/.well-known/“ und ggf. weiterer Unterverzeichnisse von Zeit zu Zeit zu prüfen. Um dies nicht manuell tun zu müssen, biete ich mit diesem Artikel ein Tutorial, das beschreibt, wie man diese Aufgabe mit Hilfe von systemd.path-Units automatisieren kann.

Ziel ist es, dass das System in dem Fall, dass sich der Verzeichnisinhalt von „/.well-known/“ oder eines darin enthaltenen Unterverzeichnisses ändert, eine E-Mail mit einem aktuellen Verzeichnis-Listing an eine konfigurierte E-Mail-Adresse sendet.

Update 2019-06-20: Neuen Abschnitt eingefügt

Voraussetzungen

Um diesem Tutorial folgen zu können, muss das betrachtete System

  • systemd als Init-System verwenden und
  • in der Lage sein, E-Mails zu versenden.

Darüber hinaus werden Kenntnisse in der Bearbeitung von Dateien mit einem Texteditor im Terminal vorausgesetzt.

Hinweis: Das Tutorial wurde mehrfach erfolgreich unter Ubuntu Bionic getestet. Der Leser Daniel hat versucht es unter Ubuntu Xenial nachzuvollziehen, was jedoch nicht geglückt ist. Details dazu finden sich in den Kommentaren zum Artikel.

Erstellung der Path-Unit

Im Verzeichnis /etc/systemd/system/ wird die Datei beispiel.path mit folgendem Inhalt erstellt. Der Dateiname kann selbstverständlich frei gewählt werden. Er muss lediglich auf .path enden.

[Unit]
Description="Meine '/.well-known/' Verzeichnisse auf Änderungen hin überwachen"

[Path]
PathModified=/var/www/site1/public/.well-known/
PathModified=/var/www/site1/public/.well-known/acme-challenge/
PathModified=/var/www/site2/public/.well-known/
PathModified=/var/www/site2/.well-known/acme-challenge/
PathModified=/var/www/site3/public/.well-known/
PathModified=/var/www/site3/public/.well-known/acme-challenge/
Unit=beispiel.service

[Install]
WantedBy=multi-user.target

In obigem Beispiel wird davon ausgegangen, dass der Webserver drei verschiedene Seiten ausliefert, die jeweils über ein eigenes „/.well-known/“-Verzeichnis mit jeweils einem Unterverzeichnis verfügen.

In der Sektion [Path] wird mit PathModified= der absolute Pfad zu den zu überwachenden Verzeichnissen spezifiziert, während Unit= angibt, welche Service-Unit ausgeführt werden soll, wenn sich der Inhalt eines der spezifizierten Verzeichnisse ändert. Diese Unit soll gestartet werden, wenn sich das System im Multi-User-Mode befindet.

Erstellung der Service-Unit

Als nächstes wird die auszuführende Service-Unit erstellt. Diese sollte den gleichen Namen wie die Path-Unit haben, im Unterschied zu dieser jedoch auf .service enden. Die Datei beispiel.service wird ebenfalls im Verzeichnis /etc/systemd/system/ erstellt.

[Unit]
Description="Führt Skript aus, wenn eine Datei sich geändert hat."

[Service]
Type=simple
ExecStart=/home/oglattermann/skript.sh

[Install]
WantedBy=multi-user.target

In der Service-Unit wird definiert, was getan werden soll, wenn die dazugehörige Path-Unit ausgelöst wird. In diesem Beispiel soll das hinter ExecStart= angegebene Skript ausgeführt werden.

Erstellung des auszuführenden Skripts

Findet eine Änderung in einem der überwachten Verzeichnisse statt, wird folgendes Skript ausgeführt:

#!/bin/bash
MAIL_TEXT="/tmp/well-known"
MAIL_RCP="foo@example.com"
create_mail() {
cat >"${MAIL_TEXT}" <<EOF
Achtung, der Inhalt der '/.well-known/'-Verzeichnisse wurde verändert. Die Verzeichnisse haben aktuell folgenden Inhalt:

$(find /var/www/ -type d -name ".well-known" -exec ls -lRa {} \;)
EOF
}

send_mail() {
    /usr/bin/mailx -s 'Achtung: Inhalt von /.well-known/ geändert' ${MAIL_RCP} <"${MAIL_TEXT}"
}

create_mail
send_mail

Das obige Skript ist abends auf dem Sofa entstanden und erhebt nicht den Anspruch schön oder perfekt zu sein. Es erfüllt jedoch seinen Zweck und sendet eine E-Mail an eine angegebe Empfangsadresse. In der Mail werden alle „/.well-known/“-Verzeichnisse inkl. enthaltener Dateien und Unterverzeichnisse aufgelistet, welche sich innerhalb des Suchpfads /var/www befinden.

Die Überwachung scharf schalten

Um die Überwachung zu aktivieren, sind noch die folgenden Schritte mit root-Rechten auszuführen:

  1. Die Units zu aktivieren
  2. Die Path-Unit zu starten
sudo systemctl enable beispiel.path beispiel.service
sudo systemctl start beispiel.path

Zum Test kann man nun eine neue Datei oder ein Verzeichnis in einem der überwachten Pfade erstellen. Daraufhin, sollte man eine E-Mail erhalten, welche über die Änderung informiert.

Update 2019-06-20: Auffälliges Verhalten erkannt

In den letzten Tagen habe ich sporadisch eine E-Mail von meinem Server bekommen, welche mich über eine Änderung in den überwachten Verzeichnissen informieren sollte. Jedoch konnte ich im Inhalt der E-Mail keinerlei Änderung an den Verzeichnisinhalten erkennen. Diese waren wie erwartet leer.

Meine Hypothese warum ich dennoch eine E-Mail bekam war, dass die erfolgte Änderung umgehend rückgängig gemacht wurde. So dass die Verzeichnisse bereits wieder leer waren, als die Service-Unit ausgeführt wurde, welche mir die Verzeichnisinhalte per E-Mail sendet. Um diese Hypothese zu prüfen, habe ich folgendes Kommando ausgeführt:

# touch /var/www/site1/public/.well-known/test && rm /var/www/site1/public/.well-known/test

Der kurze Test bestätigte meine Hypothese. Es wurde wie erwartet eine Datei erstellt und direkt wieder entfernt. Die Path-Unit aktivierte die verknüpfte Service-Unit und ich erhielt eine E-Mail nach welcher der Inhalt von /var/www/site1/public/.well-known/ leer war.

Das beobachtete Verhalten empfinde ich als unschön, da ich so nicht mehr feststellen kann, was für eine Änderung stattgefunden hat und die E-Mail-Benachrichtigung damit nicht zum gewünschten Erkenntnisgewinn führt.

Noch ist unklar, ob dies einer fehlerhaften Konfiguration meinerseits, einem Bug, oder dem Design geschuldet ist. Falls jemand von euch einen besseren Einblick in diese Thematik besitzt, freue ich mich über euren Kommentar.

Ein Hinweis zum Schluss

Erwähnt werden muss, dass nur Änderungen signalisiert werden können, die vom Kernel ausgeführt werden. Führen andere Maschinen auf per Netzwerk eingebundenen Pfaden Änderungen durch, wird das nicht signalisiert.

https://www.my-it-brain.de/wordpress/unit-typ-systemd-path-kurz-vorgestellt/#comment-1624

Quellen und weiterführende Links

Unit-Typ systemd.path kurz vorgestellt

Mit systemd.path lassen sich Dateien und Verzeichnisse auf bestimmte Ereignisse hin überwachen. Tritt ein spezifiziertes Ereignis ein, wird eine Service-Unit ausgeführt, welche üblicherweise den gleichen Namen, wie die Path-Unit trägt.

Wie dies funktioniert, möchte ich an einem sehr einfachen Beispiel zeigen. Das Ziel ist, die Datei testfile auf Änderungen hin zu überwachen. Immer wenn die Datei nach einem Schreibvorgang geschlossen wird, soll ein bestimmtes Skript gestartet werden.

beispiel.path

Im Verzeichnis /etc/systemd/system/ wird die Datei beispiel.path mit folgendem Inhalt erstellt:

[Unit]
Description=Datei auf Änderungen hin überwachen

[Path]
PathChanged=/home/oglattermann/testfile
Unit=beispiel.service

[Install]
WantedBy=multi-user.target

In der Sektion [Path] wird mit PathChanged= der absolute Pfad zu der zu überwachenden Datei spezifiziert, während Unit= angibt, welche Service-Unit ausgeführt werden soll, wenn sich die Datei ändert. Diese Unit soll gestartet werden, wenn sich das System im Multi-User-Mode befindet.

beispiel.service

Wird die Datei testfile geändert (genau: geschrieben und geschlossen), wird folgende Service-Unit aufgerufen, um das darin spezifizierte Skript auszuführen:

[Unit]
Description=Führt Skript aus, wenn eine Datei sich geändert hat.

[Service]
Type=simple
ExecStart=/home/oglattermann/skript.sh

[Install]
WantedBy=multi-user.target

Das Skript skript.sh enthält dabei in diesem Beispiel lediglich folgenden Code:

#!/bin/bash
echo "Datei geändert" >/home/oglattermann/Output.txt

Für einen Test müssen die beiden soeben erstellten Units noch aktiviert werden:

sudo systemctl enable beispiel.path beispiel.service
sudo systemctl start beispiel.path

Schreibt man nun die Datei testfile neu bzw. wird eine Schreiboperation auf diese Datei abgeschlossen, wird die entsprechende Service-Unit ausgeführt und man findet die Datei Output.txt vor.

Anwendungsbeispiele

Die folgende, unvollständige und nicht abschließende Liste führt einige Anwendungsbeispiele auf, wo sich systemd.path sinnvoll nutzen lässt.

  • Ereignisgesteuerte Datenverarbeitung starten
  • Dateien unter /etc überwachen und bei Änderungen Benachrichtigung versenden
  • Import-Ordner auf neue Dateien hin überwachen und Verarbeitung starten

Quellen und weiterführende Links