Der NSA-Überwachungsskandal war ein, wenn nicht das Thema für das diesjährige Sommerloch.
Zwischen den Enthüllungen von Edward Snowden und den Beschwichtigungsversuchen von Innenminister Friedrich, brachte uns die deutsche Wirtschaft auch noch „E-Mail Made in Germany“.
Doch ist die ganze Aufregung überhaupt gerechtfertigt? Surfte man die letzten zwei Jahrzehnte nicht mit Scheuklappen durchs Internet, dürfte einen der NSA-Skandal nicht mehr, als ein müdes Lächeln abringen. Das die Industrienationen dieser Welt untereinander Wirtschaftsspionage betreiben, dürfte nicht verwundern. Das sie dies nicht an die große Glocke hängen ebenfalls nicht.
Auch, dass die Amerikaner sich nicht viel um Datenschutz scheren leuchtet schnell ein. Fällt starke Verschlüsselung in den U.S.A. doch unter das Waffengesetz. Erlaubt sind dort nur schwache (und teils veraltete) Verschlüsselungsalgorithmen, welche einfach zu brechen sind. Starke Verschlüsselung ist genehmigungspflichtig und geht oft mit dem Einbau einer Hintertür für die Geheimdienste und Ermittlungsbehörden einher.
Wer sich angesichts dieser Tatsachen wundert oder gar beschwert, dass die eigenen E-Mails bei GMail, Microsoft oder der Telekom von den Ermittlungsbehörden gescannt, gefiltert und ausgewertet werden, hat das Internet nicht verstanden. So ist eine E-Mail doch nicht mehr, als eine elektronische Postkarte. Auf jedem Server, den sie passiert, kann sie von jedem mit Zugriff auf den Datenstrom gelesen, kopiert und sogar verändert werden. Gegenüber der Postkarte hat die E-Mail sogar noch einen weiteren Nachteil. Während die Postkarte nur noch der Empfänger lesen kann, wenn sie am Kühlschrank hängt, kann die E-Mail auf dem Server des Providers immer noch von jedem gelesen und kopiert werden.
Da hilft auch das neue Wunderprodukt „E-Mail Made in Germany“ nicht viel, welches von der Telekom und United Internet ins Leben gerufen wurde. Die durchgängige Transportverschlüsselung ist eine wirksame Marketingstrategie. Ob sich dadurch auch das Sicherheitsgefühl steigern lässt, hängt vor allem davon ab, wie sehr man den deutschen Behörden vertraut. Dies muss jeder für sich selbst entscheiden.
Zum Glück ist das Sommerloch bald vorbei. Dann hören die Berichte über Verstöße gegen den Datenschutz und ausufernde Überwachung wieder auf. Die Aufregung verklingt und man richtet das Augenmerk wieder auf die wichtigen Themen, wie „Germany’s next Top Model“ oder „Fang dir einen Millionär“.
Und an die Geheimdienste dieser Welt:
Spart euch doch das viele Geld, für teure Überwachungssysteme. Steht doch eh fast alles in öffentlich zugänglichen Facebookprofilen.